Das Münchener Kammerorchester ist weltweit für seine aufregenden und vielseitigen Programme, die Werke früherer Jahrhunderte assoziativ und spannungsreich mit Musik der Gegenwart kontrastieren, bekannt. Mit seiner Offenheit und Neugier, verbunden mit einer hohen stilistischen Variabilität und einem exzellenten interpretatorischen Niveau, will das Ensemble zusammen mit seinem Publikum Musik neu entdecken. Experimentierfreudig setzen Chefdirigent Clemens Schuldt und das Orchester dabei auf die Intensität des Konzerterlebnisses und überzeugen das Publikum mit ihrer Energie und ihrem emphatischen Eintreten für die Musik immer wieder aufs Neue.
Großen Wert legt das MKO auf die dramaturgische Konzeption seiner Programme. Nachdem in den vergangenen Spielzeiten Begriffe wie Isolation, Reformation, Wandern und zuletzt Vorwiegend heiter die Programmatik der Abonnementkonzerte leiteten, widmet sich die Saison 2019/20 unterschied-lichen Facetten des Themas Wärme. Dabei geht es – wie immer beim MKO – auch darum über die musikalischen Aspekte (Streicherklang, romantische Wärme, ›Reibungs‹-Wärme in der Neuen Musik) hinaus auch zentrale gesellschaftliche Themen – von der sozialen Geborgenheit bis hin zur vieldisku-tierten Klimaerwärmung – zu berühren. Die Künstlerische Planung obliegt einem Künstlerischen Gremium, dem neben dem Chefdirigenten, zwei gewählte Orchestermusiker sowie Geschäftsführung und Konzertplanung angehören.
Neben den Abonnementkonzerten im Prinzregententheater, der Hauptspielstätte des Orchesters, findet auch die Reihe ›Nachtmusiken‹ in der Rotunde der Pinakothek der Moderne ein ebenso kundi-ges wie zahlreiches Publikum. Seit anderthalb Jahrzehnten stellen diese Konzerte jeweils monogra-phisch einen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts vor. Mit dem ›MKO Songbook‹ wurde im ›Schwere Reiter‹ in München 2015 ein Format etabliert, das Auftragswerke des MKO und Arbeiten Münchener Komponisten in den Mittelpunkt stellt. Als Kernaufgabe sieht das MKO darüber hinaus das Engagement in der Musikvermittlung, das Kooperationen mit Kindergärten und Schulen, Orchesterpatenschaften sowie Angebote in der Erwachsenenbildung umfasst. Unter der Leitung von Clemens Schuldt hat das MKO diese Aktivitäten mit neuen Formaten und Initiativen weiter verstärkt.
Der Entdeckergeist und das unermüdliche Engagement des MKO für die zeitgenössische Musik zeigen sich an den zahlreiche Werken, die das MKO in den letzten Jahrzehnten uraufgeführt hat. Komponis-ten wie Iannis Xenakis, Wolfgang Rihm, Tan Dun, Chaya Czernowin, Georg Friedrich Haas, Pascal Dusapin, Salvatore Sciarrino und Jörg Widmann haben für das MKO geschrieben. Es wurden Aufträge u.a. an Beat Furrer, Erkki-Sven Tüür, Thomas Larcher, Milica Djordjević, Clara Iannotta, Samir Odeh-Tamimi, Mark Andre, Stefano Gervasoni, Márton Illés, Miroslav Srnka, Lisa Streich, Johannes Maria Staud und Tigran Mansurian vergeben.
Den Kern des Ensembles bilden die 28 fest angestellten Streicher, die aus 13 verschiedenen Ländern stammen. Flexibel erweitert das MKO seine Besetzung im Zusammenwirken mit einem Stamm erst-klassiger musikalischer Gäste aus europäischen Spitzenorchestern und setzt so auch in Hauptwerken Beethovens, Schuberts oder Schumanns interpretatorische Maßstäbe. Wichtiger Bestandteil der Abonnementreihe wie auch der Gastspiele des Orchesters sind Konzerte unter Leitung eines der bei-den Konzertmeister Yuki Kasai und Daniel Giglberger. Die Verantwortungsbereitschaft und das be-dingungslose Engagement jedes einzelnen Musikers teilen sich an solchen Abenden mitunter beson-ders intensiv mit.
1950 von Christoph Stepp gegründet, wurde das Münchener Kammerorchester von 1956 an über fast vier Jahrzehnte von Hans Stadlmair geprägt. Der Ära unter Christoph Poppen (1995–2006) folgten zehn Jahre mit Alexander Liebreich als Künstlerischem Leiter des MKO; seit 2016 ist Clemens Schuldt Chefdirigent des Orchesters. Das Orchester wird von der Stadt München, dem Land Bayern sowie den Bezirk Oberbayern mit öffentlichen Zuschüssen gefördert. Seit der Saison 2006/07 ist die European Computer Telecoms AG (ECT) offizieller Hauptsponsor des MKO.
Die Vernetzung des Orchesters am Standort München und die Zusammenarbeit mit Institutionen im Jugend- und Sozialbereich bilden einen Schwerpunkt der Aktivitäten des Ensembles. Wiederholte Kooperationen verbinden das MKO u.a. mit der Bayerischen Staatsoper, der Bayerischen Theaterak-ademie, der Münchener Biennale, der Villa Stuck, dem DOK.fest München, der Schauburg, Biotopia, der LMU sowie der TU München. Der Gedanke sozialer Verantwortung liegt auch dem Aids-Konzert des Münchener Kammerorchesters zugrunde, das sich seit 2007 als künstlerisches und gesellschaftli-ches Highlight im Münchener Konzertleben etabliert hat.
Rund sechzig Konzerte pro Jahr führen das Orchester auf renommierte Konzertpodien in aller Welt. In den vergangenen Spielzeiten standen u.a. Tourneen nach Asien, Spanien, Skandinavien, Russland und Südamerika auf dem Plan. Mehrere Gastspielreisen unternahm das MKO in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, darunter die aufsehenerregende Akademie im Herbst 2012 in Nordkorea, bei der das Orchester die Gelegenheit hatte, mit nordkoreanischen Musikstudenten zu arbeiten. Im Januar 2018 war das MKO, ebenfalls mit Unterstützung des Goethe-Instituts als ›Orchestra in Residence‹ beim 12. Internationalen Musikfestival in Cartagena/Kolumbien zu Gast.
2018/19 gastierte das Orchester u.a. in der Zaryadye Concert Hall Moskau, beim Festival Musika-Música Bilbao, in Barcelona, Madrid und mit zwei Konzerten im Teatro Cólon in Buenos Aires sowie in Rio de Janeiro. Für 2019/20 sind u.a. Tourneen nach Asien mit Konzerten in Taiwan, Shanghai und Peking sowie erneut nach Südamerika in Planung.
Bei ECM Records sind Aufnahmen des Orchesters mit Werken von Karl Amadeus Hartmann, Sofia Gubaidulina, Giacinto Scelsi, Thomas Larcher, Valentin Silvestrov, Isang Yun und Joseph Haydn, Tos-hio Hosokawa und zuletzt Tigran Mansurian erschienen. Letztere wurde mit dem International Classical Music Award 2018 ausgezeichnet. Eine Reihe von Einspielungen mit dem MKO wurden zu-dem bei Sony Classical veröffentlicht, so Rossini-Ouvertüren, Mendelssohns Sommernachtstraum und 4. Symphonie sowie das Requiem von Mozart, außerdem Aufnahmen mit dem Chor des Bayeri-schen Rundfunks, mit der Flötistin Magali Mosnier und dem Oboisten François Leleux sowie mit Les Vents Français bei Warner. Aufnahmen mit dem MKO liegen u.a. auch bei Deutsche Grammophon, Neos, Hänssler Classic und Tudor vor.