Institution

Symphoniker Hamburg

À propos

Chefdirigent: Sylvain Cambreling
Intendant: Daniel Kühnel
Residenz: Laeiszhalle Hamburg

Für wen machen wir Musik? Mit wem? Und warum?

Wenn das gesamte kulturelle Leben – und nicht nur das – zum Schutz der Gesundheit pausiert, ist Zeit für ­Re­­flexion. Doch auch in Zeiten, deren Charakter nur eine allgemeine, gewissermaßen Normalität gewordene, unterschwellige Krisenstimmung ohne Bühnenschließungen ist, nehmen wir Symphoniker Hamburg uns seit Langem Räume für das Nachdenken. Mittlerweile können wir uns kaum noch vorstellen, Musik zu machen, ohne die Hintergründe und die gesellschaft­lichen Folgen unserer Arbeit immer wieder zu hinterfragen. Wir verstehen uns als denkendes Orchester und sind davon überzeugt, dass es eben einen Unterschied macht, ob man Konzerte einfach »so wie immer« spielt – oder ob man sich diese Fragen stellt.

Als Orchester für alle Hamburgerinnen und Hamburger verstehen wir uns seit unserer Gründung vor 63 Jahren. Mit Konzerten auf höchstem Niveau sind die Symphoniker Hamburg in den vergangenen Jahrzehnten zu einem essenziellen Bestandteil des städtischen Musiklebens geworden. Dieser Anspruch zeigt sich in durchdachten Programmen und der gezielten Auswahl von Solistinnen und Solisten und langfristigen künstlerischen Partnerinnen und Partnern wie etwa Martha Argerich. An der Spitze unseres Orchesters steht seit 2018 der weltweit gefeierte Opern- und Konzert­dirigent Sylvain Cambreling, der als Chefdirigent die Nachfolge von Sir Jeffrey Tate antrat und für seine mitreißenden, ideen- und farbenreichen Aufführungen international höchste Anerkennung erfährt.

Welche Rolle spielt die Musik in der Gesellschaft? Welche könnte sie spielen?

Unsere Heimat war schon immer die traditionsreiche Laeiszhalle. Seit der Eröffnung der Elbphilharmonie lautet unser Name »Symphoniker Hamburg – Laeiszhalle Orchester«. In dem seit mehr als 100 Jahren bewährten und von sämtlichen Spitzen­musikern der Welt bespielten Traditionshaus am Johannes-Brahms-Platz gestalten wir im Großen und Kleinen Saal mehrere große Abonnementreihen und Sonder­konzerte, Film- und Kammer­konzerte.

Für Opern-Aufführungen in der Staatsoper oder in der Hochschule für Musik und Theater sowie für sommerliche Open-Air-Konzerte im Innenhof des Rathauses und Gastspiele verlassen wir regelmäßig unseren Residenzort. Zudem sind wir mit unserem breit gefächerten Educationangebot in der ganzen Stadt präsent, und auf nationalen und internationalen Tourneen tragen wir den Klang Hamburgs in die Welt. Im Juni 2020 veranstalten wir bereits zum dritten Mal das Martha Argerich ­Festival in der Laeiszhalle.

Was ist das eigentlich: Musik, Klang, Hören?

Wir Symphoniker wünschen uns Gesprächssituationen aller Art und wirken gezielt darauf hin. Wir suchen Austausch und Reibung, wollen uns in politischen Debatten Gehör verschaffen. Und vor allem: Wir glauben nicht daran, dass der Orchester­betrieb noch immer genauso wie vor 150 Jahren sein muss. Klassische Musik kann ebenso aussagekräftig sein wie ein Theaterstück. Warum nur verstehen sich viele Orchester und Konzerthäuser auf der ganzen Welt als völlig unabhängige Institutionen – während Theater, Museen und Opernhäuser den gesellschaftlichen Diskurs prägen und politische Aussagen evozieren? Diese Frage bohrt und zehrt. Fusionen und Sparpläne bedrohen die einzigartige Orchesterlandschaft Deutschlands. Zwar steigen die Zuschauerzahlen der Symphoniker Hamburg seit Jahren stetig und deutlich. Doch die nötige Reform geht alle etwas an. Warum also beherrscht ein kollektives Zögern die Branche? Sicher sind wir nicht das einzige Orchester, das darüber nachdenkt. Wir tun dies aber vielleicht am konsequentesten: Sollte am Ende dieses Denkprozesses die radikale Schlussfolgerung stehen, alles müsse komplett neu gedacht werden, könnte eine bislang unbekannte Grenzenöffnung den gesamten, in Tradition ergrauten Konzertbetrieb zu völlig neuem Leben erwecken. Doch wie finden wir dies heraus? Denken (auch Vordenken) reicht nicht. Wir handeln. Auf Initiative der Symphoniker Hamburg entstand 2017 das neue und historisch einmalige Bundesförderprogramm »Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland«, mit dem zahlreiche Orchester bundesweit unterstützt werden.

Und was ist ein Konzert? Ein Abend mit Musik oder vielleicht mehr?

Bis Ende 2019 lief mit dieser Unterstützung unser Projekt »ThinkINg Orchestra«. Innerhalb dieser Agenda hatten alle Aktivitäten – etwa unsere Europäische Orchesterakademie, unser neues Magazin »Sym,«, unsere Vorträge, unsere Workshops, unsere diskursiven Filmprojekte und unsere Konzerte am Stadtrand – eine Grenzenöffnung, Ausweitung, Infragestellung des Konzertbetriebs zum Ziel.

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